Einführung in Ashtanga Vinyasa Yoga und die Bedeutung des Begriffs Ashtanga

Was bedeutet Ashtanga Yoga

Die Herkunft des Ashtanga Vinyasa Yoga

Patanjali statue, the author of Yoga Sutra

Ashtanga Vinyasa Yoga ist eine dynamisch-kraftvolle (Hatha-) Yogatradition, die von Pattabhi Jois in Mysore/Südindien unterrichtet wurde. Es basiert auf den uralten Prinzipien des Vinyasa Krama, die P. Jois unmittelbar von seinem Lehrer T. Krishnamacharya gelernt hat.

Präzise abgestimmte Folgen von Yogastellungen ("Asana") werden mit einer bestimmten Atemtechnik ("Ujjayyi") synchronisiert (das "Vinyasa"-Prinzip). Dabei geht jede Position fließend in die nächste über.

Die intensive Auseinandersetzung mit den folgenden Grundprinzipien der Praxis erfordert und fördert Selbstdisziplin, Konzentrationsfähigkeit und Achtsamkeit:

  • Integration ("Bandha") der gegensätzlichen Spannungen in Körperstellungen ("Asana")
  • Atem ("Ujjayi Prāṇāyāma")
  • der gezielten Verringerung der Wahrnehmung äußerer Einflüsse mit Hilfe von Blickpunkten ("Drishti")

"Ashtanga Yoga" bezieht sich offensichtlich auf die Lehren Patañjalis, siehe unten.

Individueller Unterricht ("Mysore Style")

Wir unterrichten fast ausschließlich in der anspruchsvollen Einzelunterrichtsmethodik aus Mysore in Südindien, daher "Mysore Style" genannt.

In kleinen Gruppen lernst Du, von Anfang an selbstständig Yoga zu üben. Wir unterstützen Dich dabei Schritt für Schritt und individuell.

Im Gegensatz zum Frontalunterricht wirst Du auf diese Weise von Anfang an selbständig, findest zu Deinem eigenen Atemrhythmus und schulst Deinen inneren Lehrer. Weitere Infos zum Mysore Style

"Ashtanga Yoga" | "Ashtanga Vinyasa Yoga"

Der exakte Bezeichnung der "Ashtanga Vinyasa Yoga" Tradition verweist direkt auf einen vor ca. 2000 Jahren verfassten Text des Gelehrten "Patañjali".
Diesem Gelehrten wird neben einigen anderen wichtigen Arbeiten das Werk "Yoga Sutra" (frei übersetzt "Leitfaden des Yoga")
zugeschrieben. In ihm wird die Essenz der wichtigsten Denkschulen und Aspekte des Yoga zusammengefasst.
Die Essenz dieses Lehrtextes wird als Praxis auf 8 Ebenen/Schichten (ashtau = acht, anga = Glieder) zusammengefasst:

  1. 5 Yama-s (Umgang mit der "Außenwelt"): Gewaltfreiheit, Aufrichtigkeit, Nicht-Stehlen, (sexuelle) Anständigkeit und Nicht-Umsichreifen
  2. 5 Niyama-s (Umgang mit sich selbst): Sauberkeit, Genügsamkeit, Disziplin, Selbststudium und Hingabe an universelle Prinzipien
  3. Asana (Umgang mit Körper / Haltung)
  4. Prāṇāyāma (Umgang mit dem Atem bzw. der Lebensenergie)
  5. Pratyāhāra (Umgang mit Sinneseindrücken)
  6. Dhārana (Inhaltliche Ausrichtung der Gedanken)
  7. Dhyāna (Zeitliche Ausdehnung der Konzentration auf ein Objekt)
  8. Samādhi (Wahrnehmung aller Objekte ohne subjektive Interpretation)

Wichtige Begriffe im Yoga

  • Yoga ist der Zustand in dem man die "Realität an sich" erkennt und nicht länger mit den unterbewussten Abbildungen seines Geistes (Gedächtnis, Vorstellungen, Kategorien usw.) verwechselt.
    Voraussetzung dafür ist das Loslassen von der Vorstellung "ich sehe doch, was ist", denn ohne Yoga sieht man nur ein stark reduziertes und verzerrtes Bild von der Realität, eine Illusion.
    Dies führt zur Verringerung von Konfilkten und Leid aller Art, die sich durch falsche Sicht zwangsläufig einstellen.
  • Yogaübung ist die Erforschung und das Annähern an diesen Zustand.
  • Yogatradition ist eine Sammlung von Techniken, die über viele Generationen von Lehrern und Schülern erprobt, erforscht und weitergegeben wurden.

Zentrales Hilfsmittel zum Erlernen von Yoga ist das Erlangen höchster Konzentrationsfähigkeit (Vyasa sogar: "Yoga is concentration").
Diese wird dafür genutzt, vollständige Unterscheidungsfähigkeit (Viveka) zwischen dem Selbst und allem nicht-Selbst zu erlangen.

Viveka führt zur Erkenntnis, dass die unausweichlichen und ununterbrochenen Veränderungen des nicht-Selbst (also der Außenwelt, des Körpers, der Gedanken etc.) keine Auswirkungen auf das Selbst, also das tatsächliche "Ich" haben. Durch das vollständige Akzeptieren der Unabänderlichkeit dieser Tatsache verschwinden Verlangen, Ablehnung und Angst und damit die Grundlage jeglichen persönlichen Leids.

Nur Techniken, die langfristig zu diesem Ziel führen sind Yogaübung im eigentlichen Sinn.

Yoga lässt sich nicht intellektuell verstehen. Was wir gemeinhin als "Wissen" bezeichnen ist Ignoranz aus Sicht des Yoga, weil Wissen subjektiv und statisch ist. Wissen kann die tatsächlichen Natur der Realität nicht abbilden. Yoga ist ausschließlich bewusste und ungefilterte Erfahrung des Augenblicks.

Yoga-Traditionen

In Indien wird dem Wissen einer Tradition wesentlich mehr Bedeutung zugemessen als den Ideen Einzelner.
Wir betrachten nur solche Methoden als echte Yogasysteme, die in direkter Verbindung mit ihren Traditionslinien stehen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Wirkungen der Übungen und der Lehrmethoden kontinuierlich und über Jahrhunderte überprüft und verfeinert wurden.
Die wichtigsten Hatha-Yoga-Traditionslinien sind z.B. das mit dem Ashtanga Vinyasa verwandte Iyengar Yoga, traditionelles Hatha Yoga nach Sivananda, Viniyoga in der Tradition von Sri T.K.V. Desikachar usw.

Eine Tradition bietet einen Kern erprobten Wissens in Form von Techniken und Regeln, dem vertraut werden kann und soll. Tradition darf allerdings nicht domgatisch verstanden werden.
Die Realität ist unendlich komplex und die Bedeutung von Regeln geht weit über deren rein wörtliche (und damit fehleranfällige) Interpretation hinaus. Jede Tradition muss dies beachten, sonst stagniert und verfällt sie.
Nur durch das immer wieder neue Verstehen, Erproben und Formulieren ihrer Lehre bleibt eine Tradition lebendig.

Traditionelle Yogalehre

Yogawissen ist durch jahrtausendelange Erforschung und Verfeinerung verschiedenster Praktiken durch unzählige Lehrer und Schüler entstanden. Dies ist eine Leistung, die kein einzelner Mensch auch nur annähernd nachvollziehen oder gar übertreffen kann.
Die Aufgabe des Yogalehrers ist dennoch, dieses Wissen so umfassend wie möglich nachzuvollziehen und zu üben.
Diese Erkenntnis macht jeden Lehrer zum ewigen Schüler und lässt seine eigene Bescheidenheit und die Ehrfurcht vor den großen Meistern der Yogageschichte stetig wachsen.