Vollmond Pranayama und Meditation @ Ashtanga Yoga Berlin
Vollmondpraxis bei Ashtanga Yoga Berlin

Ab 2020 findet der Unterricht bei uns unabhängig vom Mondzyklus statt. Auch an Vollmond-Tagen könnt ihr also bei uns im Mysore Style Unterricht Asana, Meditation und Pranayama üben. Oder pausieren.

Hintergrund

In Indien haben Voll- und Neumondtage eine besondere Bedeutung. Herr Jois aus Mysore unterrichtete an diesen Tagen nicht und viele Ashtanga-Shalas folgen seiner "Regel". Auch Ashtanga Yoga Berlin war über viele Jahre an Vollmondtagen geschlossen. Die Gründe dafür waren allerdings nie überzeugend.

Im Laufe der Jahre stellten wir fest, dass es viele Details in der Yogapraxis gibt, die sehr gut nachvollziehbare Auswirkungen haben, insbesondere die Qualität der Praxis. Auf diese konzentrieren wir uns in unserem Unterricht und sind so sehr gut darin geworden, eine sehr intensive Yogapraxis frei von Verletzungen zu vermitteln.

Wir mussten jedoch auch feststellen, dass im Unterschied der Mond keine erkennbare Auswirkung auf die Yogapraxis zu haben schien (was ja wissenschaftlich eigentlich klar ist).

Wir haben uns daher entschieden, unsere Yogaschule auch an "Mondtagen" zu öffnen.

Jeder ist eingeladen, besonders bewusst an diesen Tagen Asana, Pranayama oder Meditation zu praktizieren oder dem Körper eine Pause zu gönnen. Das lohnt sich an jedem einzelnen Tag. Aber wir möchten nicht länger vorschreiben, an diesen Tagen etwas bestimmtes zu tun oder nicht zu tun.

Ein psychologisches Vollmond-Verständnis

Tag, Woche, Jahreszeit und Jahr sind natürliche Einheiten zur Einteilung der Lebenszeit. Sie verlieren immer mehr Ihre Bedeutung. Man kann sich heutzutage ja schon fast nicht mehr auf einen klar definierten Sonntag oder auch nur Feierabend freuen. Man kann und muss nicht selten täglich und rund um die Uhr produktiv sein. Genauso gibt der Mondzyklus dem Jahr einen nachvollziehbaren Rhythmus.

Ein solcher monatlicher Zyklus erlaubt es, die Yogapraxis systematisch durch die vielfältigen Prāṇāyāma und Medititionsübungen zu erweitern, die in der Yogatradition enstanden sind. Nur, wenn diese regelmäßig geübt werden können sie zu einer Gewohnheit werden und ihre volle Wirkung entfalten.

Pranayama und Meditation

Die große Freieheit des Mysore-Unterrichts mit großen Übungszeiträumen hat den Nachteil, dass sich fortgeschrittenere Übungen zu Meditation und Pranayama außerhalb von Workshops nur schwer in den Stundenplan integrieren lassen.

Statt wie bisher an Vollmond-Tagen unterrichten wir am ersten Sonntag des Monats vor dem Mysore-Unterricht eine Pranayama-Klasse.

Das macht es für uns und euch besser planbar.

Vollmond in der Wissenschaft

Es sei jedem selbst überlassen, an mystische Energien bei Voll- und Neumond zu glauben, die über langfristige Gravitationseffekte und die durchschnittlich zu- und abnehmende Lichtreflexion des Mondes hinausgehen. Grundsätzlich muss man aufgrund schwammiger Verwendung des Begriffes "Energie" vorsichtig sein, der Humbug lauert überall.

Man hört immer wieder: Der Mond bewegt das Wasser der Meere, daher müsse er einen großen Einfluss auf den Menschen haben, der zu zwei Dritteln aus Wasser besteht.". Das klingt derart einleuchtend, dass es nur falsch sein kann.
Der Mond hat natürlich Auswirkungen auf die Erde. Die "real existierenden, messbaren" Kräfte sind jedoch recht schwach - und lassen sich sehr leicht ausrechnen. Seine Gravitationswirkung auf einen menschlichen Körper ist fast nicht messbar!
Ja, der Mond hat (in Millionen Jahren) die Ozeane in Bewegung gesetzt. Er schafft es aber nicht, einen See nennenswert zu bewegen. Wie stark wird er wohl monatlich unsere Körpersäfte beeinflussen?
In einer wolkenlosen Halbmondnacht erreicht uns mehr "Energie" vom Mond als in einer bewölkten Vollmondnacht. Eine Strassenlaterne vor dem Fenster wirkt störender auf den Schlaf als der Mond.

Der Mond ist an allen Tagen da, er wird nur mal mehr und mal weniger von der Erde verschattet. So einfach und un-mystisch ist das Ganze.
Geburten, Erdbeben, Schiffsunglücke, die menschliche Psyche und sogar das Schlafverhalten(!) wurden untersucht - ohne statistische Evidenz.

Dennoch: Eine (vermeintlich!) rein wissenschaftliche Sicht auf die Welt macht den Menschen allein nicht glücklich.

Weitestgehend alle Traditionen, die sich mit dem Glück des Menschen beschäftigen, betonen hingegen die Bedeutung, das Leben zyklisch mit Phasen der Ruhe und der Arbeit, Urlaub, regelmäßiger Entspannung usw. auszurichten.
Auch das Pflegen innerer Verbindungen mit bestimmten Tagen, Orten, Objekten, Erfahrungen oder Handlungen macht glücklich. Und das ist das Entscheidende, nicht ob etwas nachweisbar "heilig" ist!

 

Ich freue mich schon auf den nächsten Vollmondtag, insbesondere wenn Zeus mir an diesem Tag keine realen Steine für meine Praxis in den Weg legt :-)

Grischa Steffin, 2019