Ashtanga Vinyasa Yoga for Enthusiasts in Berlin

Der Hintergrund von Grischas Klimastreik Dezember 23 / Januar 24

Im Dezember '23 übte eine langjährige Ashtanga-Praktizierende aus Norwegen bei uns und bat um einen Rabatt. Kein Problem, natürlich. Am letzten Tag dankte sie mir freudig, und erzählte dass sie nach Bali fliegt, weil es in Europa zu kalt und dunkel ist.

Was für ein Schlag ins Gesicht. Ich verdiene kaum genug, um meine Familie und meine Angestellten zu versorgen und subventioniere mit meiner sozialen Einstellung die Zerstörung der Zukunft unseres Planeten?
Millionen Menschen sterben am Klimawandel und wir haben nichts Besseres zu tun, als Tonnen von Kerosin über ihrem Kopf zu verbrennen, allein für winterliche Annehmlichkeit und fühlen uns dabei noch "arm"?
Das war der berühmte Tropfen. Ich möchte dieses System nicht länger stillschweigend unterstützen, in dem es selbstverständlich ist, im vollen Bewusstsein des Klimawandels Selfies aus genau den Ländern zu sammeln, die bereits heute am meisten unter unserem Egotrip leiden.

Ich beschloss, in den Streik zu treten.

Du verstehst es bereits und möchtest etwas bewirken?

Viele hier wissen, dass wir handeln müssen. Zusammen ist es besser. Eine einfache Antwort zeigt mir, dass Du zumindest nicht tot bist.
Ich kenne manche, die ausrasten, wenn es darum geht, egoistische Wünsche loszulassen. Aber das ist Yoga, die einzige Hoffnung für uns und - nur wenn wir uns ändern - tausende kommender Generationen. Verantwortung zu ignorieren bedeutet endloses Leid.
Bitte mache den ersten Schritt. Breche durch den Stahlbeton von Egoismus und Bequemlichkeit.

Was kann ich tun?

Was ist der Sinn eines solchen Streiks?

Es hat keinen Sinn. Wie alles andere wird nichts jemals einen Unterschied machen. Stimmts? Das wurde Dir gesagt. Der Punkt ist: Das ist eine Lüge.
Sobald wir aus unseren mentalen Gefängnissen ausbrechen, beginnen wir, sozial zu werden, einen Unterschied zu machen.
Ich hoffe, mein Streik stupst einige von euch an, dass wir die Matrix verlassen müssen. Jetzt.

Die Geschichte dahinter - wir brauchen eine CO2-Entgiftung!

Es ist sehr leicht zu verstehen, dass jeder von uns den CO2-Ausstoß so weit wie möglich reduzieren muss. Das erfordert aus wissenschaflticher Sicht einen sofortigen Verzicht auf jede unnötige Flugreise. Urlaub ist nicht nötig. Yoga ist nicht nötig. Eine Selbstverständlichkeit, dachte ich schon vor einigen Jahren. Aber dann sah ich, dass das Gegenteil um mich geschah. Alles wissen es und handelten trotzdem wider dieses Wissen. Ich war verwirrt. Gerade vermeintliche Yoga-Lehrer überschwemmten die sozialen Medien mit narzisstischen Strand-Bildern. Werbung für einen Lebensstil, der unsere Zukunft mit monströsen Klimawandelmaschinen zerstört.
Natürlich sind es nicht nur die Yogis. Aber die wunderbaren Lehren des Yoga wurden so verzerrt, dass die Welt nicht altruistischer, sondern egoistischer wurde. Das ist herzzerreißend.

Warum also? Weil aufhören müssen, uns wie Parasiten zu benehmen!

Warum wir und nicht alle anderen zuerst?

Was ist offensichtlicher als diese Ausrede, und trotzdem ist sie der Evergreen und Ausgangspunkt aller Klimaausreden. Warum ausgerechnet ich. Ist doch ungerecht, oder?
Je egoistischer unser Handeln, desto mehr Leid verursachen wir, unter dem wir wieder leiden. Je mehr wir leiden, desto mehr müssen wir uns von solch unreifem Verhalten ablenken.
Yoga existiert genau dafür, diesen Kurzschluss zu überwinden. Darüber hinaus ist laut Bhagavad Gita klar, dass wir als Yogis die Pflicht haben, Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Wir dürfen den Planeten nicht länger verbrennen. Auch Deine persönlichen CO2-Emissionen werden in den kommenden Hunderten oder Tausenden von Jahren globale Schäden verursachen. Das ist unmenschlich und anti-yogisch! Was gibt es da zu relativieren?

Zu viele von uns glauben noch immer an die Lügen der fossilen Lobby, dass irgendeine imaginäre Weltorganisation das Problem für uns lösen müsse. Aber wer sonst als genau diese globalisierte Industrie sorgt (um jeden Preis!) dafür, dass so etwas nie passiert? Sie investieren Abermilliarden um sicherzustellen, dass wir uns nicht dagen stellen. Wir sollen niemals aufhören, wie Junkies ihre schmutzigen Treibstoffe auszusaugen!
"Sie" haben die meisten von euch glauben gemacht, dass der Einzelne nichts ändern kann. Wie praktisch ist das zu glauben, nicht wahr? Aber sie haben Angst, dass wir die Lüge verstehen.
Nur wenige Menschen haben vor 40 Jahren aufgehört, Fleisch zu essen. Schau jetzt.
„Sie“ haben Angst davor, dass Du mit der Veränderung beginnst. Denn wir sind soziale Wesen und können gesellschaftliche Standards verbessern. Erst Stück für Stück und dann plötzlich rasend schnell. Eine Zukunft ist möglich. Aber es braucht dich.

Verstehe mein Leiden

Für mich persönlich gibt es bei all dem nichts zu gewinnen. Ich zerbreche mir Tag und Nacht den Kopf und das wird wenn überhaupt erst in Jahrzehnten zu einer nach vermutlich bestenfalls marginal weniger schlimmen Zukunft auf der Erde führen. Aber die Welt kann nur überleben, wenn jeder von uns aufhört, sie zu bekämpfen.
Es gibt keine Alternative dazu, uns und unser Umfeld für ein nachhaltiges und wirklich schönes Lebensmodell begeistern. Es ist nicht angenehm, die dunklen Flecken im persönlichen Umfeld anzusprechen. Es hat „meinem Geschäft“ sicherlich geschadet, dass ich vor Jahren eine kleine Rebellion gegen unsere eigenen Süchte begonnen habe.
Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, statt die Fehler nur anderen aufzuzeigen. Schuld an meinem Versagen zur Selbstreflexion sind eben nicht die Fleischesser, die Politiker, die Industrie oder Chinesen.
Nichts als Ausreden.
Manche geben vor, sich von mir angegriffen zu fühlen. Aber ich glaube Wut ist nichts als das Niederbrüllen des eigenen Gewissens. Die Gita lehrt, dass wir uns von den schier unendlichen Armeen der Unwissenheit befreien müssen, in uns selbst aber auch um uns herum.

In Liebe für das Leben,
Grischa